Achselschweiß ein gesellschaftliches Tabuthema?
Schwitzen nur im Fitnesscenter erwünscht
Schwitzen ist zwar ein völlig natürlicher Vorgang, dennoch ist es gesellschaftlich gesehen, ein No-go in der Öffentlichkeit mit verschwitzter Kleidung herumzulaufen. Maximal im Sport gelten verschwitzte Menschen als positiv. Wer ein Problem mit Achselschweiß hat, gilt dagegen schnell als ungepflegt, als jemand, der es mit der Körperhygiene nicht so genau nimmt. Vor allem für Personen, die mit Kunden, Schülern oder anderweitig im Publikumsverkehr zu tun haben, kann erhöhte Transpiration schnell zum Teufelskreis werden. Wer ohnehin dazu neigt, bei Aufregung oder Stress schnell zu schwitzen, entwickelt bald vor derartigen Situationen eine Angst, wieder ins Schwitzen zu geraten und dann lassen sich die unerwünschten Schweißflecke unter den Achseln erst recht nicht vermeiden, sondern werden umso schlimmer. Der Achselschweiß wird neben dem sozialen auch zum psychischen Problem. Man fühlt sich unwohl, befürchtet unangenehme Körpergerüche und möchte dem anderen lieber nicht zu nahe kommen. Achselschweiß macht unsicher im Umgang mit anderen Menschen. Man kann sich nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren, weil man stets meint, ausgelacht oder beschämt zu werden. Man denkt, das Gegenüber bemerkt das Schwitzen und ekelt sich eventuell sogar. Scham zwingt die Betroffenen irgendwann dazu, sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen.
Achselschweiß – Missverständnisse bei Betroffenen und im Umfeld
In das Bild eines gepflegten Menschen passen keine großen Schweißflecken unter den Achseln. Und bei etlichen Personen rufen diese tatsächlich Ekel hervor. Daher ist es auch für Außenstehende nicht immer einfach, dem Problem richtig zu begegnen. Viele wissen nicht, dass es sich um ein Krankheitsbild handeln kann und der Achselschweiß nicht immer etwas mit mangelhafter Körperhygiene zu tun hat. Hyperhidrose ist der Fachbegriff für krankhaftes Schwitzen, das nicht nur vermehrten Achselschweiß hervorrufen kann. So entstehen natürlich Missverständnisse. Besonders tragisch ist, dass bei Vielen die Hyperhidrose während der Pubertät zum ersten Mal auftritt. Gerade in dieser empfindlichen Phase des Lebens ist der Umgang mit so einem sensiblen Thema enorm schwierig. Eigentlich versucht man, seine eigene Identität zu finden und erste Kontakte zum anderen Geschlecht anzubahnen. Durch die Hyperhidrose werden die Jugendlichen in ihren Erfahrungen dagegen enorm eingeschränkt. Sie ziehen sich zurück, resignieren vielleicht und können im Ernstfall sogar psychische Störungen entwickeln. Gerade Jugendliche verhalten sich erfahrungsgemäß oft besonders rücksichtslos untereinander, sodass von Gleichaltrigen sicher wenig Unterstützung zu erwarten ist.
Hilfe und Aufklärung bei Achselschweiß besser als Stigmatisierung
Umso bedeutender ist es, den Betroffenen empathisch und wertschätzend zu begegnen. Des Weiteren wäre eine Aufklärung über das Krankheitsbild selbstverständlich wünschenswert. Achselschweiß gilt oft als peinliches Tabuthema, erst recht, wenn es in übersteigertem Maße als Krankheit auftritt. Anstatt die betroffenen Personen sozial immer mehr auszugrenzen, sollten sie über etwaige Hilfen informiert werden. Lästige Schweißränder lassen sich zum Beispiel mit Achselpads verdecken. Diese stoppen zwar nicht das Problem Achselschweiß, doch sie geben ein kleines Stück Sicherheit zurück. Normale Deos sind bei einer ernsthaften Hyperhidrose meist wirkungslos. Ein Antitranspirant kann dagegen eine sinnvolle Empfehlung sein. Dieses wird am Abend aufgetragen. Die Aluminiumsalze in den Antitranspiranten verengen die Hautzellen und somit auch die Ausgangskanäle der Schweißdrüsen. Zusätzlich verschließen sie diese für eine gewisse Zeit. Der Effekt eines Antitranspirantes kann bis zu zwei Tagen anhalten. Da die Aluminiumsalze recht aggressiv auf die Haut wirken, ist es wichtig, dass auch Pflegestoffe im Antitranspirant enthalten sind.